Wenn Zecken auf den Hund kommen
Was hilft wirklich?
(animal) Kaum steigen die Temperaturen über zehn Grad Celsius, beginnt auch schon die Zeit
der Blutsauger. Hunde, die durch den Wald stromern, fangen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit
Zecken ein. Um Waldi, Bello und Co. vor ungebetenen Besuch zu schützen und den kleinen
Biestern den Appetit zu verleiden, bietet der Handel eine Vielzahl von Produkten an. Zur
Auswahl stehen Halsbänder, Sprays, Spot-on-Präparate, Pulver oder Shampoos. Viele dieser
Anti-Parasitaria sind mittlerweile auch in Apotheken oder Drogerien erhältlich. Doch nicht
alle Zeckenmittel sind wirksam oder für jeden Hund geeignet. Welches Produkt für Ihren
Vierbeiner in Frage kommt, erfahren Sie bei Ihrem Tierarzt. Nur dieser kann Sie ausführlich
beraten und auf mögliche Nebenwirkungen aufmerksam machen.
Für Katzen ist einzig der Wirkstoff Fipronil als Spray oder Spoton zur Zeckenprophylaxe
zugelassen.
Zeckenstiche sind nicht nur lästig, sondern unter Umständen auch gefährlich. So können die
kleinen Spinnentiere bedrohliche Krankheiten übertragen wie zum Beispiel Borreliose,
Babesiose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). (siehe Kasten)
Wichtig: Mit einer speziellen Zeckenzange lassen
sich die Insekten fassen und unter sanftem Zug aus der Haut ziehen. Keinesfalls sollte man sie
zuvor mit Öl abtöten, denn gerade im Todeskampf setzen Zecken ihren möglicherweise
infektiösen Speichel ab.
Halsbänder
Etwa zehn Prozent der angebotenen Halsbänder
gegen Zecken leisten gute Dienste. Bevor Sie jedoch unnötig Geld ausgeben, sollten Sie Ihren
Tierarzt fragen, welche Produkte sinnvoll sind. Ein genereller Nachteil von Halsbändern ist,
dass sie oft gesundheitsbedenkliche Wirkstoffe enthalten. Auch müssen sie ständig getragen
werden. Das kann für Jagdhunde problematisch sein, da sie sich mit dem Halsband im Unterholz
verfangen können. Zudem müssen sie möglichst vor dem Schwimmen ausgezogen werden.
Inzwischen gibt es ein Halsband, das den gegen Milben und Insekten hochwirksamen und für
Hunde ungiftigen Stoff Deltamethrin enthält. Zudem breitet sich Deltamethrin durch die
Fettschicht der Haut über den ganzen Körper aus, da es im Blut unlöslich ist.
Seit Ende 2002 ist der Wirkstoff Deltamethrin für Hunde auf dem Markt. Deltamethrin wird
weltweit in enormen Mengen produziert und in der Landwirtschaft großflächig als Insektizid
eingesetzt. Es gilt als das effektivste aller bekannten Insektizide und Akarizide. Eine
toxische Wirkung auf Säuger und Vögel ist dagegen nur bei extremer Überdosierung
nachweisbar. Da es durch Sonnenlicht zerstört wird und biologisch abbaubar ist, reichert es
sich nicht in der Nahrungskette an. Hoch toxisch ist es allerdings für Fische, in denen es
aber nur in Ausnahmefällen nachgewiesen wurde.
Sprays
Die meisten Sprays sind nur wenig wirksam. Oft
stört jedoch der starke Geruch Zwei- wie Vierbeiner gleichermaßen.
Spot-on-Präparate
Die Tropfen werden direkt ins Nackenfell der Hunde
geträufelt. Einige der Produkte sind hochwirksam, andere nur mäßig. Auch hier hilft der
Tierarzt bei der Wahl des richtigen Mittels und gibt Tipps für die Anwendung.
Pulver und Shampoos
Shampoos oder Pulver halten Zecken oft wenig auf
Abstand. Bewährt hat sich aber ein neues Produkt mit dem Wirkstoff Deltamethrin als
Halsband und Shampoo erhältlich , das vor allem bei der in südlichen Ländern weit
verbreiteten Leishmaniose wirksam ist. Es ist verschreibungspflichtig und ausschließlich beim
Tierarzt erhältlich.
Die häufigsten bei uns durch Zecken
übertragbaren Krankheiten
Borreliose (Lyme disease) ist eine Krankheit, die sehr unterschiedliche Beschwerden
hervorrufen kann. Die viel zu häufig gestellte Diagnose bei Hunden stimmt leider in den
seltensten Fällen. Ein erstes Alarmzeichen stellen Hautveränderungen rund um die
Einstichstelle dar, die bis zu vier Wochen nach der Infektion auftreten. Dabei bildet sich
eine ringförmige Rötung, die sich langsam ausbreitet, bei Hunden jedoch nur selten zu
entdecken ist. Ein sicheres Zeichen sind diese Hautveränderungen allerdings nicht, da sie
auch fehlen können trotz erfolgter Infektion. Bleibt eine Borreliose unbemerkt, kann
sie chronisch werden. Als Folge treten häufig Gelenkentzündungen auf. Die Erreger schädigen
aber auch Organe wie Leber, Herz oder Augen oder greifen das zentrale Nervensystem an.
Während Menschen sich gegen Borreliose noch gar nicht impfen lassen können, ist die
Wirksamkeit und Nebenwirkungsfreiheit eines für Hunde erhältlichen Impfstoffs unter
Fachleuten sehr umstritten.
Während Zecken weltweit Borreliose übertragen, besteht die Gefahr einer Frühsommer-Meningoenzephalitis
(FSME)-Erkrankung nur in bestimmten Regionen, den so genannten Endemiegebieten. In
Deutschland kommt das FSME-Virus fast ausschließlich in Bayern und Baden-Württemberg vor.
Vereinzelte Endemiegebiete gibt es in Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Das seltene,
aber gefährliche Virus schädigt das zentrale Nervensystem, in deren Folge Hirnhaut- und/oder
Gehirnentzündungen auftreten. Anders als beim Menschen steht für Hunde noch kein Impfstoff
gegen FSME zur Verfügung.
Die Ehrlichiose eine in den Mittelmeerländern weit verbreitete - aber auch bereits im
Saarland nachgewiesene - Hundekrankheit. Sie tritt häufig gemeinsam mit der Babesiose auf, da
beide Erreger von denselben Zecken übertragen werden. Verursacht wird die Ehrlichiose durch
Kleinstorganismen (Rickettsien), die die weißen Blutzellen des Hundes infizieren und von
diesen in Lymphknoten, Leber und Milz, später auch in andere Organe transportiert werden. Ein
bis drei Wochen nach der Ansteckung kommt es zum Krankheitsausbruch mit Fieberschüben bis 41
Grad Celsius, Appetitlosigkeit, Lymphknotenschwellungen, Krampfanfällen und anderen
Symptomen. Später können sich Knochenmarkschäden und chronische Blutarmut einstellen.
Deutsche Schäferhunde sind besonders anfällig für die Erkrankung.
Die Babesiose (Piroplasmose) ist eine Erkrankung mit allmählicher Zerstörung der
roten Blutkörperchen. Daher wird bei dieser Krankheit als häufigstes Symptom Blutarmut
festgestellt. Weitere Symp-tome können hohes Fieber, roter oder grünlicher Urin sowie
Gelbsucht sein. Der Zellzerstörung folgen heftige Immunreaktionen, die die Erkrankung
erheblich erschweren. Zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung liegen zehn Tage bis drei
Wochen. Diese Erkrankung, die früher nur im Mittelmeerraum bekannt war, hat sich mittlerweile
auch auf Deutschland ausgedehnt. Im Saarland und Baden-Württemberg sind in den vergangenen
Jahren zahlreiche Babesiosen bei einheimischen Hunden nachgewiesen worden.
Quelle DGK |
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