PRESSEMITTEILUNG
Eingang:
10.05.2004
Schmiergelder für Beobachter
an Bord von Tunfischfangschiffen München
- Für 10.000 US-Dollar pro
Einsatzfahrt drückten offizielle Beobachter an Bord mexikanischer Fangschiffe schon mal
beide Augen zu, um eine Schiffsladung Tunfisch als delfinsicher gefangen zu
bestätigen. Die Aussagen der Beobachter dienten unter anderem als Grundlage für die Ende
2002 von der US-Regierung getroffene, aber noch nicht umgesetzte Entscheidung, die
Anforderungen für das dort gesetzlich geschützte Logo delfinsicher gefangen
zu lockern. Wie sich jetzt herausstellte, waren der US-Regierung die Bestechungsvorgänge
schon seit Jahren bekannt. Im tropischen Ostpazifik werden Delfine mit Ringwadennetzen
eingekreist, um die etwa 150 Meter unter ihnen schwimmenden Gelbflossentunfische zu
fangen. Diese Methode wird überwiegend von süd- und mittelamerikanischen Fangflotten
eingesetzt. Nach dem Willen der US-Regierung soll derart gefangener Tunfisch künftig als
delfinsicher gelten. Und dies obwohl nach offiziellen Angaben dabei jährlich
noch immer etwa 3.000 Tiere sterben und die Fangmethode mit enormen Stress für die
Delfine verbunden ist. Die Zahlen sind erschütternd, meint Projektleiterin
Ulrike Kirsch von der Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD), über 7.600 Mal
im Jahr werden Netze um Delfine gesetzt, das heißt 9,3 Millionen Delfine werden jedes
Jahr gnadenlos gejagt. Die Delfinbestände im tropischen Ostpazifik sind aber weitaus
niedriger, folglich werden unzählige Tiere mehrfach gejagt. Das ständige Einfangen
schädigt Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit der Meeressäuger. Zahllose Babys, die
noch von der Muttermilch abhängig sind, werden dabei von ihren Müttern getrennt und
sterben. Obwohl die Zahlen und Schlussfolgerungen der Studien dagegensprechen, stufte die
US-Regierung Ende 2002 diese Fangmethode als für die Delfine harmlos ein. Eine
entsprechende Änderung der Anforderungen für das Logo delfinsicher
scheiterte bisher aber am erbitterten Widerstand amerikanischer Naturschutzorganisationen,
allen voran das Earth Island Institute (EII), die 2003 vor Gericht eine einstweilige
Verfügung gegen das Inkrafttreten der neuen Bestimmungen erlangten. Wie jetzt bekannt
wurde, wusste die US-Regierung bereits seit fünf Jahren von den Schmiergeldzahlungen.
Dennoch wurde dies weder bei ihrer 2002 getroffenen Entscheidung berücksichtigt noch dem
Gericht in dem laufenden Verfahren vorgetragen. In einer internen Notiz berichtete ein
Biologe der zuständigen US-Fischereibehörde 1999 über die Bestechungsvorgänge. Nach
Aussagen eines auf mexikanischen Tunfischfangschiffen beschäftigten Fischers hatten
diese zwar immer Beobachter an Bord, aber jeder in der Flotte wusste, dass die Beobachter
regelmäßig geschmiert wurden, um Falschaussagen über den Ablauf der Fangfahrt zu
machen
Er sei persönlich an Bord gewesen, als einem mexikanischen Beobachter
10.000 US-Dollar übergeben wurden, um den gesamten Tunfischfang als
delfinsicher zu bestätigen. Es ist sehr bedauerlich, dass die
Bush-Regierung dem Gericht wichtige Beweise vorenthält, die belegen, dass die Anzahl der
Verfolgungen und Todesraten von Delfinen auf betrügerische Art und Weise unterschätzt
wird. Die Bush-Regierung ignoriert routinemäßig wissenschaftliche Erkenntnisse zugunsten
von offensichtlich politischen Entscheidungen, die die Umwelt schädigen, erklärt
David Phillips vom EII. Der zuständige Richter Henderson hält die Information über die
Schmiergelder für durchaus relevant und verlangt deren Einbeziehung in den laufenden
Prozess. Das Urteil, ob die gelockerten Bestimmungen für delfinsicheren Tunfisch nun in
Kraft treten dürfen oder nicht, wird gegen Ende Mai erwartet. Im Rahmen des
internationalen Tunfisch-Kontrollprogramms des EII für delfinsicheren
Tunfisch dürfen beim Tunfischfang keine Netze um Delfine gesetzt werden. Die dem Programm
angeschlossenen Firmen werden vom EII bzw. in Deutschland von der GRD kontrolliert. Wer
sicher gehen will, dass an seinem Tunfisch kein Blut von Delfinen klebt, sollte sich an
die von der GRD herausgegebene Liste der anerkannten Tunfischmarken und händler halten.
Für
weitere Informationen:
Gesellschaft zur Rettung der
Delphine Society for Dolphin Conservation, Germany Kornwegerstr. 37 - 81375 München -
Germany Tel.: 0049-89-74 16 04 10 - Fax: 0049-89-74 16 04 11 Bürozeiten: Mo-Fr 9:00 -
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